Endometriose – Ein ganzheitlicher Blick auf eine stille Frauenkrankheit

Endometriose betrifft heute schätzungsweise jede zehnte Frau im gebärfähigen Alter* – und die Tendenz ist steigend. Es handelt sich dabei nicht nur um eine körperliche Erkrankung, sondern um ein tiefgreifendes Zusammenspiel von Körper, Psyche, Emotion und Energie. Als Osteopath sehe ich immer wieder, wie vielschichtig dieses Krankheitsbild ist – und wie sehr es danach verlangt, gesehen und verstanden zu werden.
Was geschieht im Körper?
Bei Endometriose siedelt sich Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) außerhalb der Gebärmutter an – etwa an Eierstöcken, Darm, Blase, im Beckenraum oder in seltenen Fällen sogar in Gehirn oder Lunge. Obwohl diese Schleimhaut am „falschen Ort“ liegt, reagiert sie auf den monatlichen Hormonzyklus wie ihr Pendant in der Gebärmutter: Sie baut sich auf, blutet ab – aber kann nicht abfließen. Es entstehen Stauungen, Entzündungen, Schmerzen, Verklebungen.
Die betroffenen Frauen leiden oft unter starken Regelschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Verdauungsproblemen und manchmal auch unter unerfülltem Kinderwunsch.
Was steckt hinter den Symptomen?
Der Körper spricht – besonders dann, wenn wir ihn lange nicht gehört haben. Viele meiner Patientinnen mit Endometriose sind sehr engagierte, leistungsorientierte Frauen, die im Alltag „funktionieren“, Verantwortung tragen, oft für andere da sind – und dabei den eigenen weiblichen Rhythmus aus dem Blick verlieren.
Die Endometriose wird damit nicht selten zum Ausdruck unterdrückter Bedürfnisse, verschobener Grenzen und nicht gelebter Weiblichkeit. Die Krankheit „ver-rückt“ die Weiblichkeit – und fordert damit zur bewussten Rückverbindung auf.
In der Symbolsprache des Körpers kann Endometriose verstanden werden als Ausdruck von Weiblichkeit am falschen Ort: Der natürliche Zyklus – mit all seiner Weisheit – wird an Stellen ausgelebt, wo er nicht hingehört. So entsteht ein innerer Konflikt, der sich körperlich manifestiert.
Körper – Geist – Seele: Ein untrennbares Zusammenspiel
Der weibliche Körper folgt einem zyklischen Rhythmus – sensibel, intuitiv, dynamisch. Wird dieser Zyklus ignoriert, unterdrückt oder nicht gelebt, gerät das Gleichgewicht aus der Bahn. Gerade im Beckenraum – dem Zentrum weiblicher Kraft, Sexualität und Kreativität – speichert sich viel von dem, was „unausgedrückt“ bleibt: emotionale Spannungen, verdrängte Bedürfnisse, nicht geweinte Tränen, ungehörte Wünsche.
In der Osteopathie begreifen wir Gesundheit als harmonischen Fluss von Bewegung, Flüssigkeit und Energie. Wo sich dieser Fluss staut – etwa durch Verklebungen, Spannungsketten oder emotionale Blockaden – entstehen Beschwerden. Endometriose ist ein Paradebeispiel dafür.
Wie kann Osteopathie unterstützen?
Die Osteopathie bietet einen sanften, ganzheitlichen Zugang zur Endometriosebehandlung. Durch achtsame manuelle Techniken können Spannungen im Beckenraum gelöst, Verklebungen und fasziale Einschränkungen behandelt und der Fluss von Blut, Lymphe und Energie harmonisiert werden. Dabei stehen nicht nur die körperlichen Strukturen im Fokus, sondern auch das vegetative Nervensystem sowie emotionale Spannungsmuster, die sich im Gewebe gespeichert haben. Osteopathie versteht Beschwerden nicht als isolierte Störungen, sondern als Ausdruck eines aus dem Gleichgewicht geratenen inneren Rhythmus – und begleitet Frauen auf dem Weg zurück zu mehr Körperbewusstsein und Selbstverbundenheit.
Endometriose als Einladung zum Wandel
So belastend die Diagnose Endometriose ist – lädt sie doch auch dazu ein, sich die Frage zu stellen: Wie möchte ich meine Weiblichkeit leben? Nicht angepasst, nicht unterdrückt, nicht fremdbestimmt – sondern authentisch, kreativ, zyklisch, kraftvoll.
Manchmal bedeutet Heilung nicht, dass die Symptome sofort verschwinden. Sondern dass wir beginnen, uns selbst zuzuhören – mit Mitgefühl, mit Geduld, mit Achtsamkeit.
Als Osteopath begleite ich Frauen auf diesem Weg – mit Einfühlungsvermögen, Respekt und großer Faszination für die feinen Zusammenhänge zwischen Körper, Seele und Lebensweg.
Quellen:
https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/endometriosis?